Wie funktioniert das politische Berlin? Welche informellen Normen und parlamentarische Praxen gibt es, die das parlamentarische System „am Laufen halten“? Aber auch: Wie gut speisen die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter? Während zwei der drei Fragen von nationaler und demokratietheoretischer Relevanz sind, verbirgt sind hinter der letzten Frage auch mehr als man im ersten Moment vermuten könnte.
Als Student der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin habe ich mich mit Frage eins hinreichend beschäftigt. Man kennt die Akteure und hat mehrere Theorien zu der Frage „Wie läuft konkret Gesetzgebung ab?“ kennengelernt und diskutiert. Das ist die Außensicht von der „Parlamentsmaschine“. Wie sieht aber der Maschinenraum aus? Die Voraussetzungen, die für die Umsetzung eines erfolgreichen politischen Projektes gegeben sein müssen, sind schließlich noch etwas ganz anderes als ein Posten, der einen theoretisch dazu befähigt. Dies war vermutlich einer der spannendsten Aspekte in meinem Kurzpraktikum bei Hubertus Berliner Abgeordnetenbüro. In einem Crashkurs ging es durch die Arbeitsweisen der Fraktion und der Büros. Schließlich sind die Mitarbeiter*innen der MdBs ein nicht unwesentlicher Teil der politischen Arbeit, die im Bundestag geleistet wird. Hubertus Team – bestehend aus seiner Büroleiterin Stella und der Studentischen Mitarbeiterin Janina – konnte ich mit Fragen löchern und zumindest ansatzweise meinen Wissensdurst über die Wirkweisen des Parlamentsbetriebs stillen.
Da kommt die dritte Frage mit ins Spiel: Die Frage des Netzwerks ist eine entscheidende, wenn es um Unterstützung oder auch Informationsaustausch geht. Das Essen (gehen) ist ein natürlicher Ort für informellen Austausch und Updates. Für mich persönlich hat die Vernetzung über das grandiose Praktikumsprogramm der SPD-Bundestagsfraktion für viele sehr spannende Gespräche am Mittagstisch gesorgt (auch wenn die Kantine des Bundestages noch einiges in Sachen vegetarisches Essen aufzuholen hat). Generell ist das Praktikantenprogramm ein wahrer Glückgriff für alle, die sich für nationale und internationale Politik interessieren. Ich durfte beispielsweise einer Führung im Bundesrat beiwohnen. Zudem gab es eine Veranstaltung mit MdB Felix Döring über die Zukunft von Demokratieförderung in Deutschland. Zwei Veranstaltungen, die mir besonders gut gefallen haben, sind zum einen eine Info Veranstaltung der FES über ihre Arbeit in Israel & Palästina sowie eine Gesprächsrunde mit Martin Schulz gewesen. Sicherlich kann man sich Informationen über den Konflikt im Nahen Osten über viele Wege besorgen, jedoch war es besonders spannend eigene Fragen mit geballtem Expertenwissen beantwortet zu bekommen. Auch Martin Schulz war weniger in seiner Rolle als Vorsitzender der FES zu Besuch, sondern vielmehr als Ex-EU-Parlamentspräsident. Debatten zur Zukunft der EU und über den Angriffskrieg Russlands mit einem solchen Gast in einer sehr nahbaren Atmosphäre zu führen, ist ebenfalls eine sehr lehrreiche Erfahrung gewesen.
Ich bin Hubertus und seinem Team sehr dankbar für diese Erfahrung und hoffe, dass viele weitere junge Menschen diese spannende Möglichkeit wahrnehmen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.